WILLKOMMEN BEIM BOARD CONSULTING BLOG: EINBLICK IN DIE WELT DER AUFSICHTSRÄTE.
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AUSZUG DER BEITRÄGE AUF LINKEDIN:
⏱️ Aufsichtsrat im 21. Jahrhundert – was sind die Aufgaben eines professionellen Gremiums und welche Rolle spielt die Zeit für das Mandat?
Die Mitglieder des Aufsichtsrats haben drei grundsätzliche Aufgabenbereiche:
👤 Personalkompetenz für den Vorstand sicherstellen, also die Bestellung und Abberufung von Vorstandsmitgliedern und die Vorstandsvergütung und -verträge.
🎫 Kontrolle & Überwachung des Vorstands hinsichtlich Rechtmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit der Unternehmensführung durch den Vorstand.
🤝 Beratung des Vorstands, also der Dialog mit dem Vorstand und die konsequente Einbindung aller Beteiligten zum Zwecke der Erfüllung der Unternehmensziele.
Daraus ergeben sich eine Reihe von Organisationspflichten des Aufsichtsrats, wofür er/sie bei Verletzung und im Schadensfall gegenüber der Gesellschaft haftbar gemacht werden kann. Deshalb ist es so wichtig, dass Aufsichtsräte:innen genügend Zeit für die Aufgabe haben und nicht, wie in manchen Fällen 20 Mandate übernehmen und nebenher noch eine Firma leiten.
❔Was ist so zeitintensiv?
Mitglieder müssen über die zur Wahrung ihrer Aufgaben erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und fachlichen Erfahrungen verfügen. Es muss also die kollektive Kompetenz sichergestellt werden. Fehlende Basiskenntnisse und Fähigkeiten sowie Spezialkenntnisse müssen erkannt und Abhilfe geschaffen werden.
Im Rahmen einer effizienten und effektiven Selbstorganisation hat der Aufsichtsrat Ausschüsse zu bilden und eine Geschäftsordnung zu erlassen. Dazu zählt die Vorbereitung der Entscheidungsvorlagen für die Ausschüsse. Aber auch die Regelung von Grundsätzen der Zusammenarbeit im Aufsichtsrat und Vorstand unter Berücksichtigung der Geschäftsordnung ist wichtig.
Die Effizienzsprüfung der eigenen Tätigkeit zur Sicherstellung einer funktionsgerechten Organisation gehört zu den regelmäßigen Pflichten. Dies kann umgesetzt werden, indem sich jedes Mitglied selbst aber besser die Mitglieder untereinander prüfen.
Der Aufsichtsrat hat dafür zu sorgen, bei Entscheidungen über ausreichende Informationen zu verfügen. Dies erfordert eine angemessene Unterstützung durch interne Funktionen und Berater wie beispielsweise Rechtsanwälte, Digital- oder Nachhaltigkeitsexperten.
⏱️ Das alles zu organisieren und umzusetzen ist zeitintensiv. Zeit ist also entscheidend für den Erfolg und die Produktivität des Aufsichtsrats!
🍃 Nachhaltigkeit als eigenen „Headcount“ im Aufsichtsrat. Ja oder nein?
2022 hat die Regierungskommission die Bedeutung von Nachhaltigkeitsfaktoren für die moderne Unternehmensführung mit dem Deutschen Corporate Governance Kodex unterstützt. Für Vorstand und Aufsichtsrat ergeben sich durch diese Vorgaben zahlreiche Konsequenzen.
👉 Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr vielschichtig. Die Frage ist, wie der Aufsichtsrat dieser Aufgabe nachkommt und den Vorstand dahingehend effektiv berät und kontrolliert.
Braucht es wirklich einen Aufsichtsrat:rätin, die sich nur um Nachhaltigkeit kümmert? Meiner Meinung nach nicht, aber es sollte Teil der Arbeit aller sein. Denn nur so ist es auch wirklich nachhaltig. Vielfach wird in Unternehmen dieses Prinzip gelebt:
❕ „Eine Kennzahl, ein Mensch, eine Verantwortung.“ Das wäre bei dem Thema Nachhaltigkeit eine Mammut-Aufgabe.
Eine Person allein kann aus meiner Sicht nicht sicherstellen und kontrollieren, ob in allen Prozessen des Unternehmens Nachhaltigkeit gelebt wird. Zumindest nicht, wenn man einen höheren Anspruch hat, als einen Report zu lesen.
Ähnlich wie „Digitalisierung“ ist Nachhaltigkeit für mich eine strategische Ausrichtung des Unternehmens. Und, um das auch gleich noch anzusprechen. Es sollte nicht erst mit dem Übergang des Unternehmens auf die nächste Generation stattfinden, wie es oftmals bei Digitalisierung der Fall ist. Nachhaltigkeit muss, nicht nur wegen der gesetzlichen Vorgaben, schneller vonstattengehen.
⛔ Die MACHT der Politik und des Aufsichtsrats auf den Vorstand! MACHT das Sinn?
Wer kann schon von sich behaupten, dass er Macht über Konzerne hat? Einige würde ich sagen. Die Nähe von Politik und Konzernen hat oftmals Tradition. Im Fall VW hatten beispielsweise nahezu alle Ministerpräsidenten als Aufsichtsräte ein enges Verhältnis zum Management. Das heißt, es gibt tatsächlich eine starke Macht der Politik über einen großen deutschen Konzern.
Zwar sind die Zeiten, in denen Politiker völlig unbekümmert ihre Nebenjobs als sehr einflussreiche Aufsichtsräte genießen konnten, vorbei. Nähe zu Konzernen kann im Wahlkampf zum Problem werden. Beispielsweise, wenn aufkommt, dass Regierungserklärungen erstmal von Konzernzentralen abgenickt werden. Dennoch mischt die Politik immer noch kräftig im Konzern mit.
Dramatisch ist das insofern, weil die ständige Beeinflussung der Vorstände diese extrem einschränkt. Der Vorstand hat fast keinen Handlungsspielraum. Es wird ständig von allen Parteien gegängelt. Egal ob durch Politik, Gewerkschaft oder dem eigenen Aufsichtsrat.
Macht haben heutzutage diejenigen, die Daten besitzen, heißt es auch oft. Ich würde mir wirklich wünschen, dass wir im Geschäftsumfeld Macht anders ausüben. Beispielsweise durch:
1️⃣ Die richtigen Fragen stellen:
Nach Kennzahlen zu fragen und sie mit dem Benchmark zu vergleichen, kann jeder. Aber haben Sie den Kollegen schon mal folgende Fragen gestellt: Woran glauben Sie im Hinblick auf die Unternehmensziele und woran nicht? Was tut sie jeden Tag, um das Unternehmen zukunftsfähig zu halten?
2️⃣ Einen Check-up für das Unternehmen machen:
Das Unternehmen so durchleuchten, wie der TÜV das Auto untersucht: in dunkle, schwer erreichbare Ecken schauen und die rostigen Stellen finden. Wofür geht kostbare Zeit und Energie drauf? Wofür wird Geld ausgegeben und wofür nicht? Gehen die Mitarbeiter und Kollegen sinnvoll mit der begrenzten Zeit um, oder machen sie Projekte für die Schublade?
3️⃣ Das Steuer übernehmen:
Die schlechte Nachricht lautet: Es wird niemand die Probleme für einen lösen. Übernehmen Sie lieber selber Verantwortung für das Unternehmen.
4️⃣ Groß denken:
Sie müssen ein großes Ziel und eine Vision für das Unternehmen vor Augen haben und es auch kommunizieren. Nur so können sich alle darauf einstellen und es erreichen.
5️⃣ Kritisch und ehrlich sein:
Sie sollten sich immer wieder hinterfragen. Dazu gehört aufrichtig und selbstkritisch zu prüfen, welche Fortschritte das Unternehmen gemacht hat und wo es nicht vorangeht und warum. So ehrlich zu sein, notfalls auch Scheitern festzustellen, erfordert Mut, aber hat Einfluss.
MACHTVOLL SEIN IST WIE HÄNDE WASCHEN!
Wenn Sie für Macht stehen wollen, müssen Sie jeden Tag die richtigen Dinge tun. Sie halten das Unternehmen damit auf Erfolgskurs.
😠 Ist das die Zukunft oder kann das weg?
Die Verhaltensweise im Top-Management, dass man Erfolge der Mitarbeiter als die eigenen verkauft, sollte man in Zukunft ändern – die kann also weg!
Ist es eigentlich bei Ihnen auch noch so, dass die zweite Führungsebene die Arbeit macht und sich die erste mit den Federn schmückt? Bestimmt, 😊 ist meistens so.
Ich persönlich finde den Umkehrschluss noch fataler: Wenn was schlecht läuft, wird es auf das mittlere Management oder Mitarbeiter abgewälzt, wenn was gut läuft, eben nicht. Wenn das Projekt effektiv ist, war es der „Big Boss“, wenn der Return on Invest ausbleibt, sind die anderen schuld.
Das ist nichts Neues, aber muss das im Jahr 2023 wirklich noch sein?
Spannend vor allem die Frage: Wenn das auffällt im Unternehmen, wann soll der Aufsichtsrat einschreiten? Hat der Aufsichtsrat überhaupt das Recht einzuschreiten, wenn er derartige Verhaltensweisen wahrnimmt? Was meinen Sie?
Für mich ist das eine Gewissensfrage. Die, die es harmonisch haben möchten, sagen nichts. „Ach komm, ich streite jetzt nicht mit dem Vorstand, denn das machen sowieso alle“, heißt es dann. Und die andere Fraktion sagt: „Das geht gar nicht. Wenn ich das nochmal mitbekomme, werde ich das ansprechen. Das mag ich gar nicht.“
Die Frage ist aber, wenn man für sich entschieden hat, dass es angebracht wäre, einzugreifen: wann ist der richtige Zeitpunkt dafür gekommen?
💻 Digitale Gremienarbeit – Homeoffice für Aufsichtsräte?
Ich habe kürzlich einen Projektbericht des Statistischen Bundesamts der Bundesregierung zu diesem Thema gelesen und musste schon sehr schmunzeln: „Projektbericht zur Ermittlung und Darstellung des Erfüllungsaufwands Digitale Gremienarbeit – wie geht es nach der Pandemie weiter?“ (destatis.de)
Ich hatte ehrlich gesagt gar nicht mehr auf dem Schirm, dass es kein Homeoffice geben könnte. Wie geht es Ihnen? 😊
👉 Die Ergebnisse der Projektarbeit:
In der Befragung haben sich Gremiumsmitglieder gegen die vermehrte Nutzung digitaler Formate ausgesprochen. Die Gründe? Nahezu alle Befragten gaben an, Probleme gehabt zu haben bei der Teilnahme an digitalen Meetings. Häufig technischer Natur, aber nicht ausschließlich. Da kann ich nur lachen und sagen: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit! 😊 Knowhow im Umgang mit Videokonferenzen ist Pflicht, aus meiner Sicht.
❕Wichtiger finde ich die Erkenntnisse bzgl. der rechtlichen Rahmenbedingungen. Es besteht eine Unsicherheit, in welchem Ausmaß Videokonferenzen rechtlich zulässig sind. Die Rechtsgrundlage fehlt. Oft findet man dazu auch immer noch nichts in den Satzungen und Geschäftsordnungen. Letztere könnten die Gremiumsmitglieder zwar ändern. Wurde allerdings oft noch nicht gemacht.
Bei Hauptversammlungen wurden Rechtsänderungen zur Wahrung der Aktionärsrechte gefordert. Klar, das ist logisch. Auch bei digitalen Sitzungen müssen Rückfragen der Aktionäre möglich sein.
😌 Glücklicherweise wurden auch ein paar Vorteile digitaler Sitzungen gefunden: Kosten und Zeiteffizienz beispielsweise. Reisekosten entfallen natürlich.
Meine Meinung: In Notsituationen sind digitale Sitzungen perfekt, sofern Datenschutz und Vertraulichkeit gewährleistet und damit rechtssichere Sitzungen möglich sind. In geplanten Regelsitzungen sollten digitale Formen die Präsenz nicht vollständig ersetzen.
EU-Whistleblowing-Richtlinie ermöglicht „trillern“ ohne Konsequenzen. 🌬
❗Was muss der Aufsichtsrat jetzt beachten?
Spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden und des Wikileaks-Gründers Julian Assange ist der Begriff „Whistleblower“ den meisten Menschen ein Begriff und das Thema Whistleblowing immer öfter Bestandteil der Berichterstattung der Medien.
Ein Whistleblower, im Deutschen als Hinweisgeber bezeichnet, ist laut Definition jemand, der in eine Trillerpfeife bläst („to blow the whistle“). Ihr Ziel ist es meistens, möglichst rechtzeitig über Missstände aufzudecken – am besten bevor negative Konsequenzen eintreten.
☝ Das Risiko für Whistleblower war bisher sehr hoch. In Deutschland gab es bis vor kurzem keinen ausreichenden Schutz vor Kündigung oder anderen persönlichen Nachteilen. Mit der EU-Whistleblowing-Richtlinie und dem Gesetz zum Schutz von Whistleblowern hat sich dies nun geändert.
Die EU-Whistleblowing-Richtlinie wurde zwar schon Ende 2019 eingeführt. Das geltende Hinweisgeberschutzgesetz für Deutschland wird aber erst jetzt bis spätestens im Mai 2023 in Kraft treten. Es beeinflusst ab dem 2. Quartal 2023 die Meldepflicht von Verstößen in deutschen Unternehmen, ab 50 bis 249 Beschäftigten. Ebenfalls betroffen sind Behörden in Kommunen, Gemeinden und Städten ab 10.000 Einwohnern.
❗⚡Das heißt, sie müssen bis zum 17.12.2023 eine interne Meldestelle einrichten. Größere Unternehmen ab 250 Beschäftigten müssen sofort handeln.
Verstöße gegen die Richtlinie gelten als Ordnungswidrigkeit. Es drohen erhebliche Geldbußen für Unternehmen, aber auch für Hinweisgeber im Falle von Falschmeldungen. Der Bußgeldrahmen beträgt – je nach Verstoß – bis zu 100 TEUR.
Was sind typische Fälle, über die Whistleblower berichten?
Missstände oder Missmanagement wie beispielsweise:
⚡ Korruption und Bestechung
🌩 Insiderhandel und Missbrauch von Daten
⛈ Diskriminierung und Belästigung am Arbeitsplatz, sowie Menschenrechtsverletzungen
🌧 Allgemein Gesetzesverstöße und Straftaten
Ich persönlich finde es einen guten und notwendigen Schritt. Es schützt Unternehmer vor unlauteren Aktionen des Managements und Mitarbeiter:innen gleichermaßen. Unternehmer, weil sie damit die Möglichkeit haben zu reagieren und Angestellte, weil sie unbeschadet Missstände aufzeigen können. Es ist ein wichtiger Schritt, um Imageschäden unserer wertvollen Unternehmen zu vermeiden.
⁉ Sind Sie als Aufsichtsrat schon informiert, was Ihre Rolle ist? Wenn nicht, dann machen Sie es rechtzeitig. Wenn Sie Bedarf für einen Aufsichtsrat haben, der dieses Wissen mitbringt, melden Sie sich gerne!
🌡 Wie messe ich die erfolgreiche Arbeit im Aufsichtsrat oder des einzelnen Mitglieds?
Prof. Dr. Peter Ruhwedel hat in seinem Aufsichtsrats-Score diese Faktoren der Aufsichtsratsarbeit in DAX- und MDAX-Unternehmen bewertet: Arbeitsweise, Zusammensetzung, Vergütung und Transparenz der Aufsichtsräte.
Weitere Faktoren, die messbar sein sollten, wären aus meiner Sicht:
1️⃣ Wie informiert ist der Aufsichtsrat über Änderungen in Politik, Wirtschaft und den jeweiligen Markt?
2️⃣ Inwiefern stellt der Aufsichtsrat für den Vorstand eine Sparringspartner-, Zieldefinierer- und Aufsichtsfunktion dar?
3️⃣ Wie fit ist der Aufsichtsrat im Thema ESG und hat er die Weitsicht zu erkennen, wie das Geschäftsmodell diesbezüglich gegebenenfalls umgebaut werden muss?
4️⃣ Wie bewusst ist sich der Aufsichtsrat der globalen Risiken und der damit verbundenen Auswirkungen auf das Geschäftsfeld? Risiken wie Klimawandel, Cyberangriffe, Pandemien, und vieles mehr. Die Liste ist lang.
5️⃣ Wie divers ist der Aufsichtsrat aufgestellt? Diversität ist ein sehr wichtiges Kriterium für einen funktionierenden Aufsichtsrat.
6️⃣ Wie viel systemische Kompetenz ist vorhanden im Aufsichtsrat? Oder wird nur abgenickt, was der Vorstand vorlegt?
7️⃣ Wie präsent sind Themen wie Digitalisierung und Innovationsmanagement? Ist man in der Lage, in den Sitzungen dazu kritische Fragen zu stellen?
8️⃣ Ist die Aufsichtsratstätigkeit zu bürokratisch und zu sehr auf Absicherung bedacht? Wenn ja, wäre es schwer, technologische Chancen zu nutzen.
9️⃣ Gibt es eine gute Mischung aus persönlichem Austausch und digitalen Meetings, damit keine Informationen verloren gehen?
🔟 Gibt es zusätzliche Meetings von Ausschüssen für z. B. Strategie und Nachhaltigkeit neben den ordentlichen Sitzungen? Die Bedeutung von Nachhaltigkeit ist extrem gestiegen, und reicht bis hin zur Verknüpfung mit der Vorstandsvergütung.
Und dann noch:
🕚 Ist ein ungeschminkter Einblick in die Unternehmensgeschehnisse möglich?
Es gibt so viel mehr, was man messen könnte. Warum macht das nicht mal jemand?
🙈 Haben Sie es gehört?
Ein unfassbarer Fall an Arroganz aus der Praxis:
Ein bekannter Familienunternehmer holt sich einen 72-jährigen ehemaligen Manager aus einem Großkonzern, und setzt ihn als Aufsichtsratsvorsitzenden in seinem mittelständischen Unternehmen, immerhin auch Weltmarktführer seiner Branche, ein.
🙉 Und dann passiert das Unfassbare:
Als eine der ersten Amtshandlungen erklärt der neue Aufsichtsrat dem bestehenden Vorstand: „Wenn sie mal gelernt haben, unseren Dialekt zu sprechen, dann kommen sie mit mir klar und auch als Vorstand im Unternehmen voran.“
😮 Das ist eine bodenlose Frechheit! Oder?
Und mir stellt sich vor allem diese Frage:
Hat dieser durchaus bekannte Unternehmer in seinen Jahren des Schaffens nichts gelernt? Warum holt man sich solch einen Aufsichtsrat? Ist er eine Kopie seiner selbst? Nachdem die beiden gleich alt sind, kann der Unternehmer auch selbst im Amt bleiben, dann wird sich wenigstens nicht ändern.
❓Wie stellt der Herr Aufsichtsrat sich vor, wie man mit einem Vorstand umgeht? Den Vorstand vor sich herzutreiben ist nicht nur hochgradig unprofessionell, sondern auch geschäftsschädigend. Denn ein erfahrener Vorstand hat langjähriges Wissen und damit Know-how, das man nicht mal so eben nachbesetzt!
Nun gut. Was soll ich dazu sagen? Menschlichkeit und Professionalität sind nicht jedermanns Stärke, aber damit einem erfolgreichen mittelständischen Weltmarktführer aktiv zu schaden, ist für mich disqualifizierend. Das ist leider kein Einzelfall.
❕Fazit:
Ich habe dem Vorstand geraten, sich möglichst schnell was Neues zu suchen, da seine Leistung keine Wertschätzung findet. Selbstverständlich unterstütze ich ihn dabei. Vielleicht suchen Sie gerade eine exzellente Führungspersönlichkeit aus dem Maschinenbau?
Dem Unternehmer rate ich, eine zukunftsfähige Aufsichtsrat:ätin zu suchen. Dann ist sein Lebenswerk auch gesichert.
💤 Wie spannend ist Ihr Aufsichtsratsmandat? Sind Sie bei der Sitzung schon mal eingeschlafen? 😊 Wenn das der Fall ist, dann sollten Sie was verändern.
Ich kenne einschlafende Teilnehmer:innen eines Meetings nur im asiatischen Raum. Da ist das geduldet. Bei so machen Veranstaltungen oder Meetings stellt man sich aber schon öfter mal die Frage, ob noch alle dabei sind oder gedanklich schon auf einer Insel sitzen.
⚡Vielleicht fehlt es einfach an Modernität und Attraktivität der Sitzungen?
Moderne und innovative Aufsichtsratsarbeit ist eigentlich sehr spannend. Ich empfinde das zumindest so. Die rasanten technologischen Entwicklungen der letzten Jahre und die Veränderungen im Geschäftsumfeld haben alles sehr viel dynamischer gemacht. Es gibt große Herausforderungen, deren Betrachtung uns alle eigentlich fordern müssten, statt zum Einschlafen zu bringen.
Was zum Beispiel? 🔎
1️⃣ Professionelles Risikomanagement: Ein moderner Aufsichtsrat sollte ein effektives Risikomanagement sicherstellen, um die Risiken des Unternehmens zu identifizieren und zu minimieren. Das bedeutet auch, dass Aufsichtsrät:innen über ein gutes Verständnis der relevanten Rechtsvorschriften und Compliance-Anforderungen verfügen sollten.
2️⃣ Nachhaltigkeit in der Umsetzung: Ein moderner Aufsichtsrat sollte sicherstellen, dass das Unternehmen langfristig nachhaltig agiert und Umwelt- und Sozialaspekte in seiner Geschäftsstrategie berücksichtigt. Dazu gehört auch die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien und -zielen.
3️⃣ Aufbau digitaler Kompetenz: Ein moderner Aufsichtsrat muss in der Lage sein, die Auswirkungen der Digitalisierung auf das Unternehmen zu verstehen und Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen entwickeln. Dazu gehört auch die Fähigkeit, die IT-Infrastruktur und die digitalen Geschäftsmodelle des Unternehmens zu verstehen.
4️⃣ Internationalität im Denken: Ein moderner Aufsichtsrat sollte über internationale Erfahrung verfügen, um in einer globalisierten Geschäftswelt effektiv agieren zu können. Das bedeutet auch, dass Aufsichtsrät:innen über interkulturelle Kompetenz verfügen und in der Lage sind, mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen zusammenzuarbeiten.
5️⃣ Diversität in der Ausrichtung: Ein moderner Aufsichtsrat sollte sich der Bedürfnisse durch die Vielfalt der Gesellschaft bewusst sein. Das bedeutet, dass Aufsichtsrät:innen unterschiedliche Hintergründe, Erfahrungen und Kompetenzen haben sollten, um eine breitere Sichtweise auf das Unternehmen zu ermöglichen oder sich zumindest dahingehend einarbeiten sollten.
Das alles ist aus meiner Sicht gar nicht langweilig. 💪 Moderne und innovative Aufsichtsratsarbeit erfordert eine kontinuierliche Anpassung an die Veränderungen im Geschäftsumfeld und eine offene und flexible Haltung gegenüber neuen Technologien und Arbeitsweisen.
❓💡 Wie sieht der Innovator des Jahres im Aufsichtsrat aus?
Kennen Sie den renommierten Wirtschaftspreis „Innovator des Jahres“ von „Die Deutsche Wirtschaft„? Er wurde letztes Jahr zum sechsten Mal vergeben, dieses Mal in Berlin. Das finde ich gut. Man kürt und feiert den deutschen Innovationsgeist. In diesem Zusammenhang frage ich mich, was als innovativ in Bezug auf die Aufsichtsratsarbeit gesehen werden kann.
Innovation heißt für mich: Ich biete den Kunden etwas Neues und bringe damit ein Unternehmen voran. In der Aufsichtsratsarbeit könnte man diesbezüglich diese Fragen stellen:
Was bietet der/die einzelne Aufsichtsrat:ätin:
👉 seinen/ihren Kolleg:innen, damit sie Spaß an der Arbeit haben?
👉 dem Vorstand, damit die Zusammenarbeit besser funktioniert?
👉 den Investoren, damit sie gerne Geld geben oder ruhig schlafen können?
Immer wieder liest man von innovativen Ansätzen:
🚀 hinsichtlich der Art, wie Sitzungen organisiert oder technisch optimiert werden
🚀 von Gremien, die zur Entscheidungsfindung ausschließlich auf Mathematik zurückgreifen oder
🚀 sehr diversen Zusammensetzungen des Gremiums.
Wenn ich „Der innovativste Aufsichtsrat in Deutschland“ bei #Google eingebe, bekomme ich keinen einzigen Artikel dazu ausgespielt. Wie kann das sein? Ist das kein wichtiges Thema?
💶 Thema Aufsichtsratsvergütung. Wo fängt eine angemessene Vergütung an?
Die Bezahlung von Aufsichtsräten ist ein kontroverses Thema. Viele argumentieren, dass sie zu hoch ist und nicht in einem angemessenen Verhältnis zu den Aufgaben steht. Andere argumentieren, dass die Bezahlung hoch sein muss, um qualifizierte Kandidat:innen für diese wichtigen Positionen zu gewinnen. In der Regel ist die Bezahlung der Führung heutzutage völlig entkoppelt von der der Angestellten. Das ist mitunter ein emotionales Thema.
Man sollte beachten, dass Aufsichtsräte eine wichtige Rolle in der Unternehmensführung spielen und eine hohe Verantwortung für die Überwachung und Steuerung der Firma tragen. Sie müssen sich zutrauen, komplexe Entscheidungen zu treffen, Risiken abzuschätzen und das Unternehmen auf Kurs halten. Die Vergütung ist da eine Art Energieausgleich für den Druck und die Verantwortung.
Die Bezahlung von Aufsichtsräten variiert je nach Unternehmen und Branche. Es gibt jedoch einige Faktoren, die die Höhe beeinflussen können, wie z.B.:
👉 die Größe des Unternehmens
👉 ob es sich um eine AG oder GmbH handelt
👉 die Anzahl der Sitzungen, an denen ein:e Aufsichtsrat:rätin teilnimmt
👉 die Verantwortlichkeiten und
👉 die Erfahrung der Aufsichtsratsmitglieder.
Es ist wichtig, dass die Entlohnung von Aufsichtsräten transparent und fair ist. Sie sollte auf der Grundlage der Leistung und Verantwortung erfolgen. Damit ist es schon schwer genug, einen geeigneten Schlüssel für die Bezahlung festzulegen.
Zum emotionalen Punkt: Ist es auch notwendig, dass die Bezahlung von Aufsichtsräten in einem angemessenen Verhältnis zur Bezahlung der Mitarbeiter:innen des Unternehmens steht?
😄 Eine schwierige Frage, oder?
Für mein Verständnis eher nicht. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Nachfrage definiert den Markt und auch die Entlohnung, die jemand verlangen kann. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass die Bezahlung über Tagessätze bei kleineren AGs oder GmbHs zu einer höheren Motivation der Gremiumsmitglieder führt.
Sie können versichert sein, dass das Engagement bei T€ 20 Festbetrag im Jahr nicht so groß ist und schnell mal bei 4 Sitzungen endet. Dann können Sie das auch bleiben lassen. 💁♂️
☝ Bei flexibler Zeitgestaltung haben die Gremiumsmitglieder auch die Möglichkeit, neue Ideen einzubringen. Sie können die Tage ja auch limitieren. Bei DAX Unternehmen und großen AGs ist in der Regel die Vergütung vorgeschrieben, ist aber auch wesentlich höher und das ist richtig so, wenn der Aufwand entsprechend hoch ist.
Abschließend kann ich dazu nur sagen, dass die Unterschiede in der Bezahlung bei großen Unternehmen für fast gleichwertige Arbeit im Mittelstand zu groß sind. Bei überschaubarem Aufwand reden wir da von einem Unterschied zwischen € 1 Mio. und T€ 30. Und warum ist das wohl so?